9. April 2015 Ingrid Gerstbach

Das Business Analyse ABC – B wie Bedarf

Projekte oder, noch allgemeiner, Veränderungen, die nicht den Bedarf des Unternehmens im Fokus haben, sind wie Schatzkarten ohne eingezeichnetem Schatz: Unlustig. Nicht spannend. Nicht sinnvoll. Denn der Bedarf eines Unternehmens ist einer der wichtigsten Aspekte bei jeder Veränderung und somit in der Business Analyse. Und trotzdem wird diesem Teil leider nicht immer die notwendige Aufmerksamkeit zuteil.

Was ist ein Bedarf?

Im Core Concept Model des BABOK Guide V3 wird der Bedarf wie folgt definiert:
„(…) a problem, opportunity, or constraint with potential value to a stakeholder.“

Am besten wird der Bedarf mit einem einzigen Wort erhoben: „Warum?“
Warum wird dieses und jenes Projekt gestartet? Warum brauchen wir dafür eine Lösung? etc. Es geht ums tiefe Hineingraben, ums wirkliche Verstehen, darum, einen Nutzen zu schaffen, der letzten Endes dazu beiträgt, dass das Unternehmen seiner Vision einen Schritt näher kommt.

Laut BABOK gibt es im Grunde drei Kernelemente, die sich um dieses „Warum“ drehen:

  1. Unternehmensziele: Jedes Unternehmen hat Ziele, die es erreichen will. Ziele, die langfristig und qualitativer Natur sind.
  2. Probleme und Chancen: Ein Bedarf kann entweder ein Problem, eine Chance oder eine Einschränkung sein. Im Grunde ist in jedem Bedarf eine Chance für eine Verbesserung versteckt – wenn das tatsächliche Problem gelöst wurde. Das ist etwas tricky, denn in Wirklichkeit kann ein Problem ja auch ohne wesentliche Verbesserung gelöst werden.
  3. Gewünschtes Ergebnis: Wir sagen hier ausdrücklich Ergebnis und nicht Lösung. Ein Ergebnis identifiziert die Vorteile, die eintreten, wenn der Unternehmensbedarf gelöst wurde.

Alle diese Elemente zusammen ergeben den Bedarf, der in nicht weniger als 11 verschiedenen Tasks im BABOK als Input verwendet wird. Alleine das macht doch offensichtlich, wie wichtig es ist in der Business Analyse ist, den wirklichen Bedarf zu erheben, oder?

Business Analyse beginnt beim Warum

Bevor es also darum geht, die Anforderungen genau zu definieren und zu beschreiben, ist es wichtig zu wissen, was das Unternehmen wirklich braucht. Um Ziele zu erreichen, startet ein Unternehmen in der Regel viele Projekte. Die Projekte, die die größte Chance auf Erfolg haben, sind diejenigen, die dem Unternehmen helfen, seine Vision zu erreichen.

Die meisten Business Analysten sehen sich nicht wirklich berufen, Teil der Bedarfsdefinition zu sein. Viele sind Empfänger der Botschaft, aber das ist keine aktive Business Analyse. Der „echte“ BA fragt nach dem Warum und gibt sich nicht mit oberflächlichen Antworten zufrieden.

Nur: Ganz so einfach ist die ganze Sache auch wieder nicht. Wenn du dir die drei Punkte oben genau durchliest, wirst du erkennen, dass diese Elemente alles andere als spezifisch sind. Ein Business Need kann genauso gut eine Millionen-Euro-Kosteneinsparung sein wie auch Einnahmen derselben Größenordnung oder auch dem Lieblings-Stakeholder zu helfen, dass er sich mühsames Eintippen in ein undurchsichtiges Formular spart.

Im Mittelpunkt stehen die Stakeholder

Der Bedarf eines Projektes findet sich beispielsweise auch in User Stories wieder:
Als der {User} möchte ich {etwas zu tun}, damit {ein Nutzen erzielt werden kann}.

User Stories sind ein schönes Beispiel dafür, wie man den Unternehmensbedarf mit  Anforderungen verknüpfen kann. Trotzdem ist es hilfreich den Bedarf explizit zu beschreiben und zu kommunizieren.

Jede Komponente deiner Arbeit sollte sich um genau diesen Bedarf drehen. Das Wissen darüber ermöglicht es dem Team sich klar darüber zu werden, wie im Einzelnen Erfolg definiert wird. Das Wissen über den tatsächlichen Bedarf hilft auch dabei, konzentriert an der Sache zu bleiben und den richtigen Weg nicht zu verlassen.

Leider sind manchmal die Ziele hinter größeren Projekten und Vorhaben geheim, und selbst wenn sie öffentlich sind, werden sie von weiter oben in der Unternehmenshierarchie diktiert und sollen aus Kosten- oder Zeitgründen weder hinterfragt noch analysiert werden. Aber selbst in diesen Fällen ist es wichtig, dass der BA den Bedarf auf keinen Fall ignoriert oder sich darauf nur vage referenziert.  Nur so können Fragestellungen jeder Natur tatsächlich gelöst und wertvolle Lösungen geschaffen werden.

Du möchtest über das Thema Unternehmensbedarf in der Business Analyse mit anderen diskutieren? Dann komm zum BA Camp und schlage das Thema im Rahmen der offenen Sessions vor!

 

 

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